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Einstellungen

Ein Drittel der Bevölkerung fühlt sich durch Vielfalt gestört – am häufigsten Männer, Personen ohne Migrationshintergrund, ältere und Menschen, die auf dem Land wohnen. Tendenziell nahmen negative Einstellungen gegenüber Diversität und bestimmten Gruppen leicht ab - nun steigen diese 2024 leicht an.

Die Illustration zeigt einen älteren Mann, der auf einer Parkbank sitzt. Um ihn herum befinden sich Menschen, die Vielfalt repräsentieren: Ein Schulbub auf dem Velo, der einer dunkelhäutigen Person am Küchenfenster winkt, und eine Frau, die Kopftuch trägt, mit ihrer kleinen Tochter an der Hand.

Ausgrenzen, schief anschauen, beleidigen, unfair behandeln – die Formen rassistischer Diskriminierung sind vielfältig, manchmal sichtbar, oft auch versteckt. Um die Beweggründe hinter rassistischer Diskriminierung zu verstehen, müssen die Einstellungen in der Bevölkerung unter die Lupe genommen werden. Rassistische Einstellungen führen zwar nicht zwangsläufig zu rassistischer Diskriminierung, aber sie hängen damit zusammen. Sie tragen zu einem Klima bei, in dem rassistische Äusserungen und diskriminierende Handlungen eher toleriert oder gutgeheissen werden.

Was ist eine «Einstellung» überhaupt?

Der Begriff bezeichnet hier eine positive, negative oder stereotype Meinung, Ansicht oder inneres Verhältnis zu einer Sache oder einem Sachverhalt. Persönliche Einstellungen, im privaten Kreis geäussert, sind von der Meinungsfreiheit geschützt und werden rechtlich nicht geahndet. Als «privat» gelten Äusserungen, die im Familien- und Freundeskreis oder in einem ähnlichen, durch persönliches Vertrauen geprägten Umfeld gemacht werden. Je grösser der Kreis der Anwesenden, desto enger muss die persönliche Beziehung unter ihnen sein, damit die Äusserung noch als privat gilt. Hingegen können Äusserungen auch im Privaten ehrverletzend und deshalb strafbar sein.

Die hier im Folgenden dargestellten Daten ergänzen jene zu rassistisch-diskriminierenden Vorfällen. Sie geben Aufschluss zu Einstellungen, Meinungen und Wahrnehmung der ständigen Schweizer Wohnbevölkerung, unter anderem bezüglich Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Vielfalt und Zusammenleben.

Als allgemeine Tendenzen lässt sich feststellen:

  • Ein Drittel der Bevölkerung stört sich an der Vielfalt, mit 23% am stärksten an der fahrenden Lebensweise.
  • Negative Einstellungen gegenüber der Diversität sowie bestimmten Gruppen nahmen von 2016 bis 2022 leicht ab. 2024 stiegen die negativen Einstellungen für alle Zielgruppen an, was einen Bruch mit dem in den Vorjahren beobachteten Trend zu mehr Offenheit darstellte.
  • Männer, Personen ohne Migrationshintergrund, ältere und in ländlichen Gegenden wohnhafte Menschen fühlen sich häufiger gestört von Menschen, die sie als «anders» wahrnehmen. Sie haben auch tendenziell feindseligere Einstellungen gegenüber Schwarzen, muslimischen, jüdischen und ausländischen Personen.

Rassistische Einstellungen

Das Bundesamt für Statistik (BFS) berechnet mit Fragen aus der Erhebung «Zusammenleben in der Schweiz» (ZidS) einen Index zu rassistischen Einstellungen, der die Zustimmung zu oder die Ablehnung rassistischer Einstellungen abbildet. Der Rassismusindex stagniert für die Schweiz im Jahr 2024 bei 1.4 auf einer Skala von 1 (Ablehnung rassistischer Einstellungen) bis 4 (Zustimmung zu rassistischen Einstellungen). Die Schweizer Bevölkerung lehnt rassistische Einstellungen also mehrheitlich ab. Der Index hat seit 2018 leicht abgenommen, rassistische Einstellungen werden demnach zunehmend kritisch gesehen (Quelle: BFS-Rassismusindex).

Der Index basiert auf verschiedenen Fragen zum Grund und zur Situation, in welcher sich jemand von durch als «anders» wahrgenommenen Personen gestört fühlt. Die Auswertung der Antworten auf diese Fragen nach verschiedenen soziodemographischen Kriterien liefern Hinweise dazu, wer sich in welcher Situation vor allem an als «anders» wahrgenommenen Personen stört:

Wählen Sie oberhalb der Grafik das Kriterium, das sie interessiert. Mit dem Mauszeiger über der Grafik wird Ihnen der jeweilige Wert angezeigt.

Die Grafik zeigt die Anteile der Bevölkerung, die sich durch die Anwesenheit von als «anders» wahrgenommenen Menschen gestört fühlen, nach Kontext, Grund, soziodemographischen Variablen und Besiedelungsgrad. Die Daten der Grafik finden Sie in der folgenden Tabelle: Auswertung des SFM der Bevölkerung die sich gestört fühlt nach Umfeld, Grund und soziodemographischen Variablen, xlsx.

Einstellungen gegenüber spezifischen Bevölkerungsgruppen

Auf der Grundlage mehrerer negativer Aussagen zu verschiedenen Personengruppen berechnet das Bundesamt für Statistik auch den Index der Feindseligkeit, Abneigung und Gegnerschaft gegenüber diesen. Gefragt wird in der Erhebung «Zusammenleben in der Schweiz» (ZidS) nach muslimischen, Schwarzen, jüdischen sowie ausländischen Personen (beachten Sie die Definitionen in unserem Glossar). Die Indizes sind zwischen 2016 und 2022 alle gesunken. 2024 sind sie das erste Mal gestiegen. Ob es sich hierbei um einen anhaltenden Bruch mit dem bisherigen Trend handelt, können erst weitere Erhebungen zeigen. 2024 liegen die Indizes auf einer Skala von 1 (Ablehnung dieser Einstellung) bis 4 (Zustimmung zu dieser Einstellung) gegenüber

  • Schwarzen Personen bei 1,86
  • jüdischen Personen bei 1,94
  • muslimischen Personen bei 1,99
  • ausländischen Personen bei 2,3 (seit 2020 gestiegen)

Ausländische Personen haben den höchsten Index, ein Zeichen für Fremdenfeindlichkeit (Xenophobie). Sozialpsychologisch gesehen wird mit der Feindlichkeit gegenüber «Fremden» ein überlegenes Selbstbild erzeugt. Die Konstruktion von Bildern über vermeintlich «Fremde» oder «Andere» ist sozio-kulturell geprägt und daher beeinflussbar. Mehr darüber erfahren Sie in unserem Glossar unter «Fremdenfeindlichkeit» und auf der Website des Bundesamt für Statistik unter den Themen Einstellungen gegenüber bestimmten Personengruppen und Einstellungen gegenüber Ausländerinnen und Ausländern.

Wer vor allem steht diesen Bevölkerungsgruppen negativ gegenüber? Fahren Sie mit der Maus über die Balken, um die genauen Werte zu sehen.

Feindseligkeit wird verstanden als ein Gefühl der Abneigung und Gegnerschaft. Gegenüber allen vier Gruppen sind die feindseligen Einstellungen bei Männern, Personen ohne Migrationshintergrund, älteren Menschen und Menschen in ländlichen Wohngegenden in der Regel ausgeprägter. In Bezug auf das Bildungsniveau der Befragten lassen sich keine deutlichen Unterschiede erkennen (Quelle: ZidS/SFM, Auswertung des SFM der Indizes zur Feindseligkeit gegenüber Personengruppen des BFS nach soziodemographischen Variablen, xlsx).

Rechtsextremismus

Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und die Ablehnung der Gleichwertigkeit aller Menschen sind konstituierende Elemente rechtsextremer Ideologien. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat sich die extreme Rechte in der Schweiz von einer kleinen Untergrundszene zu ausdifferenzierten Subkulturen entwickelt. Lesen Sie mehr darüber auf www.rechtsextremismus.ch, eine Informationsplattform zu Rechtsextremismus.

Wählen Sie rechts die Datenquelle, die Sie interessiert. Mit dem Mauszeiger über dem Balken werden Ihnen die Anzahl Fälle pro Jahr angezeigt (Quelle: Auswertung des SFM der erfassten Vorfälle von Rechtsextremismus, xlsx).

Die Beratungsstatistik DoSyRa zeigt einen weiteren Anstieg rechtsextremer Vorfälle.

Die von der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR) erfassten Entscheide bleiben auf tiefem Niveau stabil. Die im Monitoring der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA) erfassten, öffentlich gewordenen rechtsextremen Aufmärsche, Versammlungen oder Zuschriften nehmen insgesamt tendenziell ab. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete die GRA 2022 allerdings einen Anstieg an rechtsextremen Aufmärschen.

2023 bearbeitete die Fachstelle Extremismus in der Armee (FS EX A) 41 Meldungen und Anfragen. Bei 27 von diesen bestand Verdacht auf gewalttätigen Extremismus. In 20 Fällen handelte sich um mutmasslichen Rechtsextremismus, in vier Fällen um mutmasslich dschihadistisch motivierten Extremismus. In den drei weiteren Fällen, ging es um mutmasslichen ethnonationalistischen Extremismus.

Meistens ging es bei den bearbeiteten Fällen um das Verhalten von Einzelpersonen während des Militärdienstes oder um Hinweise auf mögliche extremistische Aktivitäten von Angehörigen der Armee im zivilen Leben. Im Berichtsjahr 2023 wurden administrative vorsorgliche Massnahmen in sechs Fällen eingeleitet, wie beispielsweise die Hinterlegung der Waffe oder die Sistierung der Aufgebote.

Einschätzung des Nachrichtendiensts des Bundes
Die Bedrohung, welche gemäss Einschätzung des Nachrichtendienstes des Bundes (NDB) von der gewalttätigen rechtsextremen Szene ausgeht, bleibt weiterhin auf tiefem Niveau stabil. Hingegen könnte ihre Gewaltbereitschaft künftig steigen. Das Rekrutierungspotential sowie die Attraktivität der gewalttätigen rechtsextremistischen Szene nimmt zu. Das hängt insbesondere mit professioneller und effizienter Werbung einiger Gruppierungen zusammen.

Die anhaltende und tendenziell zunehmende Verbreitung rechtsextremer Inhalte und Verschwörungstheorien im Internet und besonders über die sozialen Medien führt zu einer Internationalisierung und Globalisierung rechtsextremer Ideologien und Strukturen. Diese können mit dem Fokus auf gewalttätigen Extremismus nur beschränkt erfasst werden (Quelle: Status quo und Massnahmen zu rassistischer Hassrede im Internet). Das Internet ist überdies wichtig für die Vernetzung der rechtsextremen Szene sowie für die Radikalisierung Einzelner.

Der Nachrichtendienst des Bundes stellt weiter fest, dass rechtsextremes Gedankengut – ausserhalb der Wahrnehmung der Öffentlichkeit – in Form besonders gewaltverherrlichender Propaganda auf sozialen Medien verbreitet wird. Es bestehen zahlreiche Kontakte ins Ausland. Die grösste Bedrohung sieht er denn auch in online Radikalisierten und Einzeltätern bzw. Einzeltäterinnen. Entsprechend könnten sich rechtsextremistisch motivierte Terroranschläge wie jene 2019 in Christchurch (Neuseeland), Halle (Deutschland) oder 2020 in Hanau (Deutschland) in Europa häufen.

Der Schweizerische israelitische Gemeindebund (SIG) hält ausserdem fest, dass sich in der Schweiz wie auch in anderen Ländern eine staats- und gesellschaftsfeindliche Subkultur gebildet hat, die teilweise auch rechtsextreme sowie verschwörungstheoretische Tendenzen aufweist.

Erfahren Sie mehr dazu:

Wahrnehmung von Rassismus

Die Illustration zeigt eine Gruppe von Menschen. Ein Mann beschimpft im Hintergrund einen anderen. Die Zeugen des Vorfalls, die im Vordergrund stehen, reagieren unterschiedlich: Drei schauen hin, zwei schauen bewusst weg.

Der Anteil der Bevölkerung, der Rassismus in der Schweiz als ein ernstes Problem betrachtet, ging seit Messbeginn bis 2022 auf 62% und damit deutlich zurück. 2016 lag er bei 66%, 2010 sogar bei 71%, wie die Auswertung des Bundesamts für Statistik aufzeigt. Gleichzeitig wurden mehr Vorfälle rassistischer Diskriminierung erfasst.

2024 stieg der Anteil der Bevölkerung, der Rassismus in der Schweiz als ernstes Problem betrachtet nun erstmals wieder leicht an auf 62%. Dies widerspiegelt die aktuellen gesellschaftlichen Spannungen und die polarisierten Diskurse in der Schweiz.

Frauen sowie junge Personen (15-24-Jährige), in Städten wohnhafte Personen und jene ohne höheren Bildungsabschluss empfinden Rassismus häufiger als ernstes Problem. 34% der Bevölkerung sind der Meinung, dass die Massnahmen zur Rassismusbekämpfung nicht ausreichen. Dieser Anteil stieg seit 2018 tendenziell leicht an (2018: 31%, 2020: 32%, 2022: 34%) und stagniert 2024 bei 34%. Bei den 15-24-Jährigen liegt er 2024 bei 44%. Diese Menschen sehen dabei vor allem den Staat in der Verantwortung, gefolgt vom Individuum und den politischen Parteien.

2021 erklärten sich 80% der Bevölkerung bereit, sich mit mindestens einer konkreten Aktion persönlich gegen Rassismus zu engagieren – zum Beispiel eine Petition zu unterzeichnen oder eine rassistische Diskriminierung online zu melden. Demgegenüber lag der Anteil jener, die in einer konkreten Situation gegen Rassismus einschreiten würden, wesentlich tiefer. Nur gerade 8% gaben an, sowohl bei einer Situation von «racial profiling», rassistischen Handlungen in öffentlichen Verkehrsmitteln und einem rassistischen Vorfall bei der Arbeit einzugreifen (Quelle: «Persönliches Engagement», Resultate 2021). Auf der Website der FRB finden Sie eine Übersicht darüber, an welche Stellen und Instanzen Sie sich bei Beobachtungen rassistischer Diskriminierung wenden können.

Beobachtete Diskriminierung

Gemäss der Zwischenerhebung «Zusammenleben in der Schweiz» 2023 des BFS gaben 43 % der Bevölkerung der Schweiz an, rassistische Diskriminierung beobachtet zu haben. Fast die Hälfte der Beobachtenden (44%) gaben an, die betroffene Person unterstützt zu haben. Auffallend viele berichteten, dass sie die diskriminierende Person direkt zur Rede gestellt

Etwas weniger Menschen haben nicht reagiert (38%), wobei über die Hälfte eine Intervention als sinnlos oder unmöglich erachtete. Ein Viertel wusste nicht, wie sie reagieren sollten und weitere 20% hatten Bedenken, die Situation könnte weiter eskalieren. Dies deutet auf mangelndes Wissen in Bezug auf den Umgang mit rassistischer Diskriminierung und Rassismus hin und lässt vermuten, dass von der Gesellschaft wenig Unterstützung für das Vorgehen gegen Rassismus erwartet wird.

Die Zwischenerhebung 2023 zeigt auch, dass die Hälfte der Bevölkerung der Schweiz das Gefühl hat, etwas gegen Diskriminierung tun zu können – dies vor allem im Freundeskreis oder im privaten Umfeld. Im Arbeitsbereich eher als im öffentlichen Raum.

Das Gefühl, in der Schule etwas gegen Rassismus und rassistische Diskriminierung tun zu können, ist mit einem Drittel auffallend gering. Umso wichtiger scheint es, dass eine rassis-muskritische Schulkultur gefördert wird und unabhängige Unterstützungsstrukturen nachhaltig aufgebaut werden

Weiterführende Informationen zu diesem Thema

Auf der Website der FRB:

Auf anderen Websites:

Wie häufig wird diskriminiert?

Das dokumentierte Ausmass rassistischer Diskriminierung ist in Bewegung. Erhebungen sowie Beratungs- und Rechtsfälle geben Hinweise darauf.

Wer wird diskriminiert?

Die Sicht auf die betroffenen Menschen ist aus verschiedenen Gründen eingeschränkt. Ihre Nationalität, ihr Geschlecht, ihr Alter etc. liefern trotzdem Hinweise.

Wo wird diskriminiert?

Betroffene erleben rassistische Diskriminierung an unterschiedlichen Orten. Aber ob bei der Arbeit oder im Ausgang: Rassistische Diskriminierung hinterlässt Spuren.

Wie wird diskriminiert?

Verbale Attacken, schriftliche Beleidigungen, strukturelle Benachteiligung oder sogar Schläge – rassistische Diskriminierung hat viele Gesichter.

Wer diskriminiert?

Ein genaues Bild der Täterinnen und Täter ist schwierig, weil Daten nicht erhoben werden oder vertraulich sind. Anhaltspunkte geben Straftaten.