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Quellen und Methoden

Quellen

Erst die Auswertung unterschiedlichster Quellen ergibt ein Gesamtbild rassistischer Diskriminierung in der Schweiz. Diese Grafik zeigt, wie die unterschiedlichen Quellen miteinander verknüpft sind:

Diese Illustration zeigt: Die verschiedenen Datenquellen, die Vorfälle rassistischer Diskriminierung statistisch erfassen, ergänzen einander und überlappen sich. Dabei bleibt jedoch die Dunkelziffer hoch.

In der Schweiz erfassen verschiedene Datenquellen rassistische Diskriminierung und Rassismus. Die wichtigste Grundlage für das vorliegende Monitoring ist die Erhebung «Zusammenleben in der Schweiz» (ZidS) des Bundesamts für Statistik (BFS), durchgeführt im Auftrag der Fachstelle für Rassismusbekämpfung (FRB) und des Staatssekretariats für Migration (SEM). Seit über zehn Jahren liefert die ZidS wertvolle Erkenntnisse zu gesellschaftlichen Entwicklungen in Bezug auf Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung. Die Grundlagen des Fragebogens wurden im Rahmen der von gfs.bern durchgeführten Pilotphase entwickelt, weiter unten beschrieben unter dem Stichwort Pilotphase.

Verschiedene weitere Datenquellen erfassen ebenfalls Rassismus und rassistische Diskriminierung. Sie finden Sie weiter unten als Übersicht aufgeführt.

Herausforderungen

Nach wie vor ist die Dunkelziffer nicht gemeldeter Fälle von Rassismus und rassistischer Diskriminierung gross. Warum?

Individuelles Verhalten:
Betroffene Personen haben nicht immer Zugang zu einer Beratungsstelle. Manche wollen das diskriminierende Erlebnis ohne professionelle Beratung verarbeiten, andere haben die Diskriminierung nicht als solche erkannt. Viele Betroffene wenden sich auch nicht an eine der spezialisierten Beratungsstellen, sondern an eine Vertrauensstelle oder -person ihrer Wahl. Solche Vorfälle werden in der Regel nicht als rassistische Diskriminierung erfasst oder gemeldet.

Struktureller Rassismus:
Dazu kommt die strukturelle Dimension von (rassistischer) Diskriminierung. Sie ist wissenschaftlich auch für die Schweiz weitgehend belegt, statistisch jedoch kaum zu erfassen. Mit diesem Thema befasst sich die Grundlagenstudie zu strukturellem Rassismus in der Schweiz.

Unvollständige Erhebungen und fehlende Daten:
Internationale Gremien und Betroffenenorganisationen bemängeln zudem immer wieder, dass die öffentlichen Statistiken der Schweiz keine rassismusrelevanten, gruppenbezogenen Daten erheben. Dazu gehören beispielsweise die ethnische Zugehörigkeit oder Afrodeszendenz. Schätzungen nutzen häufig Ersatzvariablen, insbesondere den Migrationshintergrund, die Nationalität, den Geburtsort, den Geburtsort der Eltern und die Religionszugehörigkeit. Die Selbstbezeichnung der betreffenden Personen erfassen solche Schätzungen nicht.

Mit Kriterien wie der Nationalität, dem Migrationshintergrund oder der religiösen Zugehörigkeit werden ausserdem nicht alle rassifizierten Gruppen erfasst – etwa solche, die aufgrund der ethnischen Zugehörigkeit Rassismus erleben. Zu in der Schweiz lebenden Minderheiten wie Jenische, Sinti und Roma sind aufgrund dieser Daten keine Aussagen etwa betreffend Benachteiligungen möglich. Unter diesen Bedingungen ist es auch schwierig, Massnahmen gezielt auf diese Minderheiten auszurichten oder zu evaluieren. Verschiedene internationale Menschenrechtsinstitutionen fordern die Erhebung solcher Daten und geben Empfehlungen dazu:

Der Bericht «Gleichbehandlung und Diskriminierung nach Herkunft und ethnokulturellen Merkmalen» von 2019 überprüft und erklärt die diesbezügliche Praxis der Schweiz.

Von internationaler Seite wird weiter bemängelt, dass aufgeschlüsselte (disaggregierte) Daten zu Hassverbrechen fehlen. Auch hierzu gibt es internationale Empfehlungen:

Übersicht der Quellen

Diese verschiedenen Datenquellen erfassen Rassismus und rassistische Diskriminierung.

EKR-Entscheidsammlung

Die Entscheidsammlung der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR) erhebt, beschreibt und analysiert Entscheide und Urteile aufgrund der Diskriminierungs-Strafnorm (Art. 261bis StGB). Diese werden ihr vom Bundesamt für Polizei (fedpol) oder direkt vom Gericht oder der Staatsanwaltschaft in anonymisierter Form zugestellt.

Die Sammlung der entschiedenen Fälle der EKR umfasst auch Freisprüche oder formelle Entscheide, wenn die Untersuchungsbehörden das Strafverfahren nach der Überprüfung des Sachverhalts nicht eröffnen, einstellen oder auf die Strafanzeigen gar nicht erst eintreten. Aktuelle Angaben können sich zum Teil leicht von den Angaben aus früheren Berichten unterscheiden. Dies liegt daran, dass bei der EKR auch Entscheide eingehen, die bereits längere Zeit zurückliegen und nachträglich in die Datenbank eingespeist werden.

Methoden und Erläuterungen

Das Monitoring der Fachstelle für Rassismusbekämpfung (FRB) will einerseits Tendenzen und Entwicklungen erlebter rassistischer Diskriminierung aufzeigen. Andererseits hat es zum Ziel, rassistische und feindliche Einstellungen der Bevölkerung über Zeit zu messen.

Auswertungen des Schweizerischen Forums für Migrations- und Bevölkerungsstudien (SFM)

Für ein besseres Bild der Situation rund um rassistische Diskriminierung hat die FRB spezielle Auswertungen der Ergebnisse aus der Erhebung «Zusammenleben in der Schweiz» (ZidS) in Auftrag gegeben. In den Auswertungen – durchgeführt vom «Schweizerischen Forum für Migrations- und Bevölkerungsstudien» (SFM) der Universität Neuchâtel (im Monitoring zitiert als ZidS/SFM) – wurden dreissig Beobachtungen als Grenzwert festgelegt. Darunter sind die Ergebnisse statistisch nicht zuverlässig und können nicht interpretiert werden. Werte von fünf oder weniger Beobachtungen werden aus Datenschutzgründen nicht angezeigt.

Die vom SFM berechneten Daten für die Grafiken finden Sie in den folgenden Tabellen:

Trendlinien

Um den Fokus auf Entwicklungen und Trends zu legen, wurden zudem bei Verläufen über Zeit Trendlinien mittels LOESS-Verfahren errechnet. Der Übersichtlichkeit halber wurden nur diese geglätteten Trendlinien angegeben. Je nach Grafik handelt es sich um die Anzahl Vorfälle (absolute Zahlen), oder um den Anteil (relative Zahlen, zum Beispiel der Anteil der Bevölkerung oder Anteil der Beratungsgespräche).

Pilotphase

Bei der Erhebung «Zusammenleben in der Schweiz» (ZidS) des Bundesamts für Statistik (BSF) wurde zwischen 2010 und 2014 eine Pilotphase durchgeführt. Im Anschluss daran wurden auch methodische Anpassungen vorgenommen. Unterschiede, die einzig zwischen 2014 und 2016 beobachtbar sind, können auf den Methodenwechsel hindeuten und sind nicht interpretierbar – mehr dazu im «Kurzbericht Zusammenleben in der Schweiz 2010-2014» (PDF).

Schätzungen aufgrund der Stichprobe

Die Anzahl der direkt betroffenen Personen wird aufgrund der repräsentativen Stichprobe der Erhebung «Zusammenleben in der Schweiz» geschätzt.

Klassifizierung der Art der Diskriminierung

Kategorie im Monitoring

Bezeichnungen in den Berichten

Angriff auf körperliche Integrität

Angriffe auf die körperliche Integrität, physische Übergriffe

Benachteiligung und Diskriminierung

Diskriminierungen, Einbürgerungsverweigerungen, Behördenrassismus, Benachteiligung Arbeitswelt, Benachteiligung Schule/Ausbildung, Benachteiligung Wohnen, Leistungsverweigerung (von Service public), Schutzunterlassung, Racial Profiling, Herabwürdigung, Benachteiligung, Vorenthaltung von Information

Verbaler Rassismus

Verbaler Rassismus, Drohungen, Belästigungen, verbaler Antisemitismus, Aussagen, Gestik, Mimik, Geräusche, Hassreden, Mobbing, verbale Äusserung, Verleumdung, andere störende Äusserung, Beschimpfung

Rechtsextreme Versammlung

Rechtsextreme Aufmärsche

Sachbeschädigung

Sachbeschädigungen, Schmierereien, Brandanschläge

Verbreitung von Schriften

Verbreitung rassistischer Schriften, Verbreiten von antisemitischen Schriften/Reden, Verbreitung von Schriften/Ton, Karikaturen, Plakate/Banner

Zuschriften

Antisemitische Zuschrift, Schrift

Andere

Andere, Leugnung eines Völkermordes, Fremdenfeindlichkeit, Verschiedenes, weitere

Klassifizierung der Diskriminierung nach Lebensbereich

Kategorie im Monitoring

Bezeichnungen in den Berichten

Arbeitsalltag

Arbeitsalltag, Arbeitsplatz, Arbeitswelt

Arbeitssuche

Arbeitssuche, Arbeitsmarkt

Öffentlicher Raum

Öffentlicher Raum/öffentlicher Verkehr, öffentlicher Raum/öffentliche Verkehrsmittel

Schule, Studium

Schule/Studium, Schule/Bildung/Kita

Freizeit, Sport, Vereinsleben

Freizeit, Sport, Verein, Vereinsleben, Freizeit/Sport, Vereine/Verbände/Organisationen

Wohnungssuche

Wohnungssuche, Wohnungsmarkt, Mietverhältnis

Öffentliche Verwaltung

Öffentliche Verwaltung, Verwaltungsprozeduren, Verwaltung, Behörden/Ämter/Armee

Einbürgerungsverfahren

Einbürgerungsverfahren

Familie, privater Raum

Familie, privater Raum, Familie/Verwandtschaft/Freunde, Nachbarschaft/Quartier, Nachbarschaft

Polizei

Polizei

Zutritt zu Bars, Clubs

Zutritt zu Bars/Clubs, Freizeit/Ausgang

Internet

Internet/soziale Netzwerke, Internet/soziale Medien

Kulturelle Teilhabe

Teilnahme an, Mitgestaltung von kulturellen Aktivitäten

Sozialbereich

Sozialhilfe, Heim/betreutes Wohnen, Sozialversicherungen, Sozialdienst

Gesundheitsbereich

Gesundheitsbereich/-milieu, Gesundheit

Militär

Militär

Wie häufig wird diskriminiert?

Das dokumentierte Ausmass rassistischer Diskriminierung ist in Bewegung. Erhebungen sowie Beratungs- und Rechtsfälle geben Hinweise darauf.

Wer wird diskriminiert?

Die Sicht auf die betroffenen Menschen ist aus verschiedenen Gründen eingeschränkt. Ihre Nationalität, ihr Geschlecht, ihr Alter etc. liefern trotzdem Hinweise.

Wo wird diskriminiert?

Betroffene erleben rassistische Diskriminierung an unterschiedlichen Orten. Aber ob bei der Arbeit oder im Ausgang: Rassistische Diskriminierung hinterlässt Spuren.

Wie wird diskriminiert?

Verbale Attacken, schriftliche Beleidigungen, strukturelle Benachteiligung oder sogar Schläge – rassistische Diskriminierung hat viele Gesichter.

Wer diskriminiert?

Ein genaues Bild der Täterinnen und Täter ist schwierig, weil Daten nicht erhoben werden oder vertraulich sind. Anhaltspunkte geben Straftaten.

Einstellungen

Nationalität, ethnische Zugehörigkeit, Religion, Sprache, Hautfarbe: Viele Menschen stört die Vielfalt. Aber noch mehr finden: Rassistische Diskriminierung ist ein ernstes Problem.